Geschichte
Quelle: Egon Behringer
In Ettlingen und anderen badischen Städten hat die Schützentradition im 18. Jahrhundert ihren Ursprung. Die Arbeit der damaligen Schützen erstreckte sich hauptsächlich auf Ordnungs- und Wachdienste. In den folgenden Jahrzehnten wurden Schützengilden und Bürgerwehren zunehmend durch wehrfähige Truppen ersetzt. Die ersten Schützenvereine wurden gegründet.  Am 06. Juni 1928 trafen sich in Ettlingen im Gasthaus ‚Zur Post‘ einige schließbegeisterte Bürger und gründeten unter der Leitung von Franz Ochs den ‚Schützenverein Ettlingen‘. Die Gründungsmitglieder waren Richard Becker, Karl Hornung, Willi Schindler, Josef Schlager und Lorenz Weis.


In der ersten Zeit wurde mit Pfeil und Bogen und mit der Armbrust geschossen. Erst als im Jahr 1929 im Steinbruch der Firma Köhler an der „alten Steige“ eine Schiessanlage errichtet werden konnte, wurde mit dem Kleinkalieberschiessen begonnen. Obwohl die Anlage für die damalige Zeit durchaus vorbildlich war, war es aus Platzgründen noch nicht möglich auf die für Kleinkaliber vorgeschriebene Distanz von 50 m zu schießen. Deshalb wurde schon bald eine Schiesshalle gebaut. Mit den Massen von ca. 5 x 10 Metern und den faltbaren Pritschen bot sie für die drei klassischen Anschlagsarten, liegend, kniend und stehend genügend Platz.  Durch Klappläden war es nun auch möglich auf eine Distanz von 50m zu schießen.

Der Verein konnte auch während der Kriegsjahre 1939 – 1945 den Schiessbetrieb aufrechterhalten, aber nach Kriegsende ließen die Bestimmungen der Besatzungsmächte viele Vereine und insbesondere Schützenvereine nicht mehr zu. Die Schiessanlage wurde zerstört, Waffen wurden entweder gestohlen oder unbrauchbar gemacht. Das Vereinsheim, für das die Stadt Ettlingen als Treuhänder eingesetzt war, wurde viele Jahre an Wohnungssuchende vermietet. Dies führte zum baldigen allgemeinen Verfall des Gebäudes und der gesamten Anlage. Erst als die Bestimmungen der Besatzungsmächte gelockert wurden, konnte man an ein Wiederaufleben des Vereins denken.

Quelle: Schützenverein Ettlingen e.V. Karl Ott

Wieder war es Franz Ochs, der ehemalige Mitglieder des Vereins zusammenführte, um eine Neugründung des Schützenvereins zu beschließen. Die erste Zusammenkunft fand am 1. Juli 1951 im Nebenzimmer des Gasthauses „Zur Post“ in Ettlingen statt. Beim darauffolgenden Treffen im Gasthaus „Zur Rose“, ebenfalls in Ettlingen, wurde das offizielle Neugründungsdatum auf den 01. August 1951 festgelegt - der Geburtstag des Schützenverein Ettlingen e.V. Gründungsmitglieder waren Willy Schindler, Fritz Hauser, Egon Behringer, Friedrich Haug, Kurt Gasch, Albert Hippler sen., Albert Hippler jun., Karl Schrembs, Josef Hauser, Richard Becker, Karl Auber, Karl Hornung, Karl Ott und Lorenz Weis. Erster Oberschützenmeister wurde Karl Ott. Er führte dieses Amt bis 1965. In dieser Zeit erfolgten die ersten Schritte zum Schiessbetrieb im Gasthaus „Grüner Winkel“ in dem an Wochenenden in einem Nebenzimmer ein mobiler Luftgewehrstand aufgebaut wurde.

Quelle: Egon Behringer

  

1953 feierte der Verein sein 25- jähriges Jubiläum und die Stadtverwaltung Ettlingen übertrug das  Eigentumsrecht auf das Schützenhaus wieder an den Verein. In den Jahren danach bekam der Schießsport im Schützenverein Ettlingen ungeahnten Zulauf. Erste Mannschaftskämpfe gegen befreundete Vereine aus Malsch, Mühlburg, Karlsruhe, Mörsch, Knielingen und Durlach wurden organisiert. Kleine Preisschießen, Taler- und Schiessen auf Ehrenscheiben erfreuten sich zunehmender Beliebtheit.

Besonders die Jugend des Vereins war bei Kreis-, Landes-, und deutschen Meisterschaften sehr stark vertreten. Die Anlagen des Vereins waren bald wieder in so gutem Zustand, dass dem Schützenverein Ettlingen die Ausrichtung des Kreisschiessens 1959 übertragen wurde. 1962 war der Verein Ausrichter des Landesschützentages, der in der Stadthalle die Delegiertenversammlung abhielt. Und auch das Delegiertenschiessen fand auf der Schiessanlage des Vereins statt.

Der Verein wuchs kontinuierlich und hatte schon bald über 200 Mitglieder. Zunehmender Platzmangel führte schließlich dazu, dass die Hauptversammlung unter der Leitung des damaligen Oberschützenmeisters Kurt Gasch (1965 - 1971) im Gasthaus „Zur Jägerstube“ in Ettlingen einen Anbau beschloss, der schließlich zum Neubau des Schützenhauses führte. Oberschützenmeister waren in den Jahren danach Gerhard Scholz (1971 – 1975), Rudolf Wernicke (1975 – 1981), Valentin Selinger (1981 – 1990), Rudolf Wernicke (1990 – 1992), Horst Falch (1992), Horst Sternberg (1992 – 2003) und Reiner Weiss (2003 – 2014).

Quelle: Egon Behringer

Am 05.02.1988 wurde auf Initiative von Oberschützenmeister Valentin Selinger der Grundstein für die neue Schießhalle gelegt. Sie wurde mit 32 vollautomatischen Zuganlagen ausgestattet und bot auch in der kalten Jahreszeit optimale Trainingsmöglichkeiten. Sie waren in der Folge die Basis für eine großartige und erfolgreiche Jugendabteilung. Zahlreiche Kreis- und Landesmeistertitel und Rekorde wurden nach Ettlingen geholt. Die Jugendleiter Karl-Heinz Epple und Manfred Zeh mit ihren Co-Trainern und Betreuern gelang es Jahr für Jahr, sich mit einigen Jugendlichen für die Deutsche Meisterschaft in München zu qualifizieren.

Motiviert durch die sportlichen Erfolge reifte 1991 bei Ehrenoberschützenmeister Valentin Selinger der Plan, ein Internationales Jugendturnier in Ettlingen zu veranstalten. Und tatsächlich fand 1992 in Ettlingen das 1. Internationale Jugendturnier mit ca. 230 Teilnehmern statt. Unter den Jungschützen waren Schützen der Partnerstadt Löbau sowie 2 Mannschaften aus dem benachbarten Frankreich und Jungschützen aus Bratislava/Slowenien, die Jahr für Jahr gerne die beschwerliche Reise nach Ettlingen auf sich nahmen. Zum 10-jährigen Jubiläum waren bei diesem Wettbewerb 385 Schützen am Start.

Quelle: Schützenverein Ettlingen e.V. Heutiges Schützenhaus

Im Laufe der Jahre wurde das Waffengesetz in unserem Land immer wieder verschärft so dass sich einige Sportschützen über Schiessdisziplinen Gedanken machten, die nicht dem Waffengesetz unterlagen. So entstand nach einiger Diskussion die Idee eine Bogenabteilung ins Leben zu rufen. Eine Gruppe Gleichgesinnter wurde rasch gefunden und man begann zu planen und zu bauen. Nach 6 Monaten Bauzeit war die erste Bogenanlage fertig gestellt und am 24. Oktober 2009 wurde sie unter großem öffentlichem Interesse eingeweiht. Heute sind die Bogenschützen eine wichtige und sportlich erfolgreiche Säule des Vereins.

2014 wurde mit Marion Marmein zum ersten mal in der Geschichte des Vereins eine Frau zur Oberschützenmeisterin gewählt. Ihre Zeit  ist bisher geprägt von teilweise recht umfangreichen Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten. So erfolgte zum Beispiel ab August 2018 der stufenweise Umbau des Langwaffenstandes auf eine elektronische Schiessanlage. Ein großes und kostenintensives Projekt das Ende 2019 abgeschlossen wurde. Heute hat der Verein fast 400 Mitglieder

Der Schützenverein Ettlingen hat eine bewegte Vergangenheit. Und keiner kann sagen was die Zukunft bringen wird. Über sie wird zu berichten sein, wenn sie Geschichte geworden ist.

Quelle: Text Egon Behringer. Bilder Egon Behringer und Schützenverein Ettlingen e.V.  Alle Rechte vorbehalten.